„Mein Wallach ist so dominant, der geht immer zuerst durch dir Tür!“
Dies ist eine der vielen Aussagen über vermeintlich dominante Pferde, die zu Unrecht getroffen werden.
Genau betrachtet sind Pferde, in den Augen der Menschen, nur dann dominant, wenn sie nicht das tun, was der Mensch von ihnen erwartet oder verlangt.
Sei es der Hengst, der auf zwei Beinen durch die Stallgasse läuft oder die Stute die den Menschen immer umrennt, der sie führt. In diesen Situationen hat das Pferd die Führung übernommen, die Menschen versuchen dies dann durch aggressives „durch-dominieren“ wieder in den Griff zu bekommen.
Sicherlich schaffen es einige durch rohe Gewalt, sich das Pferd unterzuordnen. In diesem Fall werden die Menschen zu Tyrannen-Führern. Leider verwechseln die meisten Reiter die Begriffe Aggressivität, Respektlosigkeit und Dominanz.
Hierbei werden Anfänger dazu angeleitet sich dominant, in diesem Fall also agressiv, dem Pferd gegenüber zu verhalten. Ohne die Körpersprache der Pferde zu verstehen ist jeglicher Umgang mit Pferden äußerst gefährlich!
Ich beobachtete eine Isländerherde, die auf einer Koppel gehalten wurde. Sie bekamen zwei Mal täglich Futter in Form von Gras zu gesteckt. Sobald der Besitzer die Koppel betrat fing die Stute „Dana“ an auf die anderen 4Pferde los zu gehen. Mit angelegten Ohren, weitaufgerissenem Maul und teilweise quietschend und tretend hielt sie die anderen von dem Zusteckzaun fern. Sie bekam dadurch immer als Erste fressen.
Wer dieses Schauspiel mitbeobachtete hielt Dana eindeutig für das dominanteste Pferd, hierbei wird fälschlicherweise Dominanz  mit Aggressivität verwechselt.
Ein anderes Beispiel, dass dieser Fehlinterpretation zum Opfer fiel, beobachtete ich bei einer Kundin, deren Pferd sie nicht eine Sekunde in Ruhe ließ. Wenn ich mit ihr die weitere Behandlung oder einen Termin absprechen wollte, spielte ihr Pferd pausenlos an ihrer Jacke herum. Der junge Wallach wurde immer schlimmer bis er sogar richtig zubiss, sodass ihr halber Unterarm blau anlief. Der Wallach war in diesem Fall nicht dominant sondern schlichtweg respektlos und unhöflich.
Ein dominantes Pferd ist an seinem ruhigen und vor allem Selbstsicheren Auftreten / Verhalten zu erkennen.
Mark Rashid beschreibt diese Pferde in seinen Büchern als „Sanfte Führer“.
Das Wort Dominanz suggeriert uns Menschen ein falsches Bild, das Pferd dass eine Herde führen kann sollte viel mehr „der Wissende“ genannt werden. Ähnlich wie bei den Indianern, dem Häuptling zollen alle Indianer Respekt und Vertrauen, da dieser sie beschützt, sie ernährt und immer das Beste im Sinn hat.
Der Mensch kann den Weg wählen, den er mit seinem Pferd gehen möchte. Wird er zum Tyrannen-Führer, indem er das Pferd zwingt das zu tun was er verlangt oder zum „Wissenden“ und erreicht, dass das Pferd im wirklich vertraut.