Was echte Dominanz bedeutete durfte ich von meiner treuen Islandstute Ronja lernen.
Da stand ich nun als frisch gebackene Verhaltenstherapeutin auf dem Reitplatz und gab einem 7 jährigen Mädchen Reitunterricht. Ich bat Ronja körpersprachlich den Zirkel zu vergrößern, als sie die Ohren anlegte und mit offenem Maul, steigend auf mich zukam. Ich musste in diesem Moment weichen, denn wenn ich mir Raum hätte verschaffen wollen, so hätte ich beherzt einen Schritt auf sie zugemacht und sie wäre nach außen gesprungen, dann hätte sich das Mädchen aber nicht mehr halten können. Ich entschied mich sofort für die Sicherheit der Reitschülerin und wich zurück.
Jedoch bereitete diese Drohgebärde meiner so ruhigen und braven Stute Kopfzerbrechen. Nachdem das Mädchen abgestiegen war longierte ich sie noch weiter und sie fing wieder an zu steigen und auf mich zuzugehen. Als ich sie dann trotzdessen aufforderte vor mir zu weichen, hielt sie dagegen und zeigte mir deutlich, dass die Situation gleich eskalieren würde wenn ich nicht nachgeben würde, also gab ich nach….
Mir wurde klar dass ich die Charakterzüge, die es brauchte um dieses Pferd zu „führen“, noch nicht genug entwickelt hatte. Somit konnte ich das Problem nicht in einer Trainingstunde lösen. So versuchte ich genauer hinzusehen, was Ronja mir sagte. Wir arrangierten uns in der Arbeit, so dass es für niemanden gefährlich wurde. Ich leitete sie so gut ich konnte, wenn es ihr an meiner Führung fehlte machten wir Kompromisse und sie führte.
Ronja brachte mir innere Ruhe, Durchsetzungsvermögen, Selbstsicherheit und Durchblick bei. Genau diese Eigenschaften brauchte ich einige Zeit später dringend im meinem Leben.
Liebe Ronja, du warst eine große Bereicherung in meinem Leben und ich danke dir sehr für die gemeinsame Zeit!!!